Exclusive Leseprobe: Mord auf der Levada

Prolog

Er sah hinab in die Schwärze. Irgendwo da unten war sie. Die Insel, die sein Schicksal bestimmt hatte wie kein anderer Ort auf der Welt.
War es die richtige Entscheidung, nach so langer Zeit zurück zu kommen? Was würde ihn dort erwarten? Die anderen waren wie er jetzt alt und bereiteten sich auf ihre letzten Jahre vor. Er wusste, dass sie ihn nicht mit offenen Armen empfangen würden. Zu viel war geschehen. Er hatte ein ausgefülltes Leben in Genf gehabt. Aber über all dem hatte immer der bittere Beigeschmack seiner Schuld geschwebt. Das sollte jetzt ein Ende haben. Er wollte reinen Tisch machen. Er erwartete keine Vergebung, Geld würde nicht die Vergangenheit auslöschen.
Als erstes würde er sich mit ihr treffen. Vielleicht würde sie Verständnis für ihn haben, auch wenn sein Verrat an ihr in doppelter Hinsicht schlimm gewesen war. Er erinnerte sich an ihr sanftes Gesicht und wie es sich veränderte, wenn ein Lächeln darüber huschte.
Das Flugzeug ging in den Sinkflug. Ein leichtes Rucken ging durch die Maschine, als, mit einem metallischen Klack, das Fahrwerk für die Landung ausgefahren wurde. Es erschienen die ersten vereinzelten Lichter unter ihnen. Die kleine Maschine hatte etwas mit dem Wind zu kämpfen. Zumindest waren aber keine weiteren Probleme aufgetreten, nachdem der Flieger nachmittags noch wegen eines Defektes in der Hydraulikpumpe viel später in Genf abgeflogen war, als ursprünglich geplant. Sie flogen vom Nordosten ein, er würde also nicht den Anblick von Funchal mit dem Hafen und den Lichtern, der um diese Zeit zum Fischen ausfahrenden Boote, genießen können.
Unter ihm müsste jetzt Machico liegen, daneben lag gleich der Flughafen. Es war auf der einen Seite ein Schritt zurück in die Vergangenheit. Andererseits wusste er, dass auch hier die Zeit nicht stehen geblieben war und diese Insel vielerorts sicher nichts mehr mit der Insel zu tun hatte, die er vor über 50 Jahren verlassen hatte. Einen Flughafen hatte es damals nicht gegeben. Der einzige Weg zu der Insel war eine mehrtägige Seereise von Europa aus. Heute kaum mehr vorstellbar. Er erinnerte sich noch an die Überfahrt. Sie waren über die Donau ins Schwarze Meer gelangt. Es war damals schon November gewesen, und die Fahrt vom Schwarzen Meer mit der britischen Cardiff über das Mittelmeer war das erste einschneidende Erlebnis für die kleine Reisegesellschaft. Das alles hatte sie aber nicht auf die Herbststürme im Atlantik vorbereitet. Die Überfahrt von Gibraltar wurde für die meisten von ihnen zu einem Albtraum. Verstärkt noch dadurch, dass sie nicht wussten, wo das eigentliche Ziel ihrer Reise lag.
Damals hatte er sich beim Blick über das weite Graublau furchtbar verloren gefühlt. Aufgewachsen in den Bergen, war er solche Weiten der scheinbaren Leere einfach nicht gewöhnt. Seine Seele war immer zur Ruhe gekommen, wenn er früh morgens los in die Berge gegangen war und dann irgendwann oben auf dem Gipfel hinunter ins Tal schauen konnte. Die Wellenberge, die sich hier teilweise Meter hoch über dem Schiff auftürmten, machten ihm dagegen Angst. Im Schiff hatten die meisten Frauen seit Tagen nicht mehr ihre Kabinen verlassen. Man konnte sich nicht durch das Schiff bewegen, ohne von einer Seite auf die andere geworfen zu werden. In den Aufenthaltsräumen waren die leichten Tische und Stühle, die nicht fest mit dem Boden verankert waren, festgebunden worden, damit sie nicht umher flogen. Er stahl sich morgens früh immer raus auf das Deck, auch wenn die Crew allen verboten hatte, nach draußen zu gehen. Aber weiter unten im Schiffsrumpf, wo das Personal untergebracht war, war die stickige Enge nicht auszuhalten.
Mehrfach hatte er gedacht, dass sie auf dem Atlantik umkommen würden und hatte es kaum fassen können, als die ersten Möwen die Nähe von Land ankündigten. Als sie dann im Hafen von Funchal anlandeten, waren alle Ängste der letzten zwei Wochen vergessen.
Funchal mit seinem weißen Häusern und der Kaianlage lag vor ihnen. Darüber hob sich die Insel mit ihren von Bäumen bedeckten Bergen. Diese waren umgeben von einem leichten Nebel, wie er es auch aus den Alpen an manchem Morgen kannte. Im Hafenbecken herrschte geschäftiges Treiben. Mehrere Dampfschiffe hatten etwas außerhalb Anker geworfen. Zusätzlich konnte man einige Segelyachten und Schifferboote auf den Wellen tanzen sehen.
Als ihr Schiff den Anker warf, kamen hunderte von kleinen Ruderbooten auf sie zu, um die Neuankömmlinge zu empfangen. Auf einigen Booten waren Jungen, die nach Münzen tauchten, die die Passagiere von Bord warfen. Dieses zunächst fröhliche und aufregende Bild machte bei ihm aber schnell einer gewissen Beklommenheit Platz, als er sah, wie dünn und schlecht ernährt viele dieser Kinder waren. Sie mochten zum Großteil unter 10 Jahre alt sein, und es erschütterte ihn, mit welcher Verbissenheit sie den Münzen im Hafenbecken hinterher tauchten. Andere Boote waren beladen mit Spitzendecken, kleinen Korbmöbeln wie Hocker oder Stühlen, Blumen, Papageien und Korallen, um sie an die reichen Touristen zu verkaufen. Die Preise waren im Vergleich zu Wien geradezu lächerlich, aber die Einheimischen schienen über ihre kleinen Geschäfte mehr als erfreut. Währenddessen wurden die Beiboote fertig gemacht und warteten jetzt darauf, sie an Land zu bringen.
Von einem der Besatzungsmitglieder hatte er erfahren, dass Madeira „Holz“ bedeutet, weil die ganze Insel, als die Portugiesen sie im 14. Jahrhundert für sich einnahmen, mit Wald bedeckt war. Auch jetzt schienen die Bäume noch das meiste zu überdecken. Als sie sich im Boot der Kaimauer näherten, konnte er viele Menschen ausmachen. Die Touristen, leicht erkennbar an ihren hellen Kleidern und Anzügen, schritten gemächlich im Sonntagsstaat entlang des Piers. Zwischen ihnen boten Frauen, bunt gekleidet, der Kopf bedeckt mit einem Tuch oder einer seltsamen roten Kappe mit einer Spitze in Körben, Blumen an. Manche von ihnen balancierten die großen Körbe beim Gehen auf dem Kopf. Dies erinnerte ihn an Bilder von Frauen einiger Naturvölker in Afrika, die er in einer Buchhandlung in Wien gesehen hatte. Dazu herrschte in Funchal sogar jetzt Mitte November ein warmes, frühlingshaftes Klima. Das war etwas ganz anderes als Wien. Europa mit seinen Kriegen war weit weg, dies war eine ihm völlig neue, fast schon exotische Welt.
Er unterbrach seine Gedanken an die Vergangenheit und kehrte langsam in die Gegenwart zurück. Was passierte gerade? Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie an der Insel vorbei flogen, so langsam müssten jetzt doch die Positionslichter der Landebahn erscheinen. Der Sinkflug dauerte schon sehr lange. Er sah nur das Dunkel des Atlantiks unter sich. Als er sich im Halbdunklen der Maschine umsah, bemerkte er, dass er nicht der einzige zu sein schien, der beunruhigt war. Es wurde getuschelt und einige schauten krampfhaft aus dem Fenster, um vielleicht doch noch etwas da draußen erkennen zu können. Nervös fingerte er in seiner Brusttasche nach dem Zigarettenpäckchen. Er nahm eine heraus und steckte sie sich in den Mund.
In diesem Moment schlug das Flugzeug auf. Der Stoß kam völlig unvermittelt und er biss sich auf die Zunge. Er schmeckte den metallenen Geschmack von Blut im Mund. Er versuchte sich zu orientieren in dem er aus dem Fenster schaute, aber draußen war nichts als Schwärze. Um ihn herum brach Panik aus, alle schrien durcheinander. Bevor er noch genau fassen konnte, dass sie, anstatt auf der Landebahn, im Atlantik gelandet waren, strömte auch schon das kalte Wasser in die Kabine.
Das Wasser stieg unaufhörlich. Jetzt im Dezember war es so kalt, dass er fast sofort zu zittern begann. Er versuchte verzweifelt seinen Gurt zu lösen. Seine Hand zitterte aber so, dass er gar nicht richtig zupacken konnte. Dieser verdammte Verschluss! Neben ihm zerrte das junge französische Ehepaar an seinem Gurt. Auch sie konnten ihn nicht lösen. Als wäre er selbst nicht betroffen dachte er nur daran, wie traurig es für die beiden war. Sie waren eindeutig frisch verheiratet und waren ihm wegen ihrer offensichtlichen Verliebtheit schon beim Einsteigen aufgefallen. Jetzt klammerten sie sich in ihrer Verzweiflung aneinander. Ein Zittern ging durch die Maschine, gefolgt von der nächsten Erschütterung. Diese löste die beiden Sitze des Paares neben ihm und sie schwammen, immer noch umklammert, in den Fluten an ihm vorbei.
Er hörte die Menschen um sich herum verzweifelt schreien. Eine Stewardess bemühte sich, Passagiere aus ihren Sitzen zu befreien. Die Kabine füllte sich erbarmungslos mit Wasser. Er hielt die Luft an, als das Wasser seinen Mund erreichte. Es würde keine Rettung für ihn geben, wenn jetzt nicht noch ein Wunder geschah. Die Maschine seufzte und neigte sich auf die Seite. Gepäckstücke schwebten an ihm vorbei durch das Wasser. Es wirkte alles wie in Zeitlupe und irgendwie völlig unwirklich. Er fasste an seine Brust. Er konnte ihn durch den nassen Stoff in dem Beutel fühlen. Er würde mit ihm untergehen und wäre dann für alle Zeit verloren. Er hatte sich schon vorgestellt, dass Mimi ihn in ihrem dunkelbraunen Haar in einem tiefen Knoten tragen würde. Erst jetzt merkte er, wie dumm er gewesen war, schließlich müsste sie jetzt auch an die 70 Jahre alt sein, und ihr Haar würde mittlerweile grau sein.
Auf einmal sank das Flugzeug in einer Schnelligkeit, als wären sie in einem Fahrstuhl. Der Druck auf seine Ohren wurde unbeschreiblich, und er konnte sich nicht länger gegen den Atemreflex wehren. Er dachte noch einmal an Mimi und ihr hübsches Gesicht, dann öffnete er den Mund.
Das Salzige des Meeres vermischte sich in seinem Mund mit einem tranigen, leicht aschigen Geschmack. Ihm wurde klar, dass das der Treibstoff sein musste, der jetzt aus dem zerberstenden Flugzeug austrat. So also schmeckte Kerosin, dachte er bei sich und wunderte sich über sich selber, dass ihn das in diesem Moment beschäftigte. Seltsamerweise erfasste ihn auch keinerlei Panik, er hatte das Gefühl aus seinem Körper zu treten und von außen zu beobachten, wie er angekettet an seinen Sitz in die Tiefe sank. Eine wunderbare innere Ruhe überkam ihn. Etwas, was er in all den Jahren verloren hatte.
Er sah eine der Stewardessen neben sich, die versuchte die Gurte weiterer Passagiere zu lösen. Fast hoffte er, dass sie es nicht bei ihm versuchen würde. Dieses nasse Grab war wahrscheinlich schöner, als in den nächsten Monaten von innen zerfressen zu werden. Er schloss die Augen und glitt in die Dunkelheit ab.

02.11.2011 16:41 – Hamburg

In dem kleinen Café in Winterhude hörte man das Krachen der Espressobohnen, die langsam zermahlen wurden, gepaart mit dem Gemurmel der Gäste.
Pauline schaute sich um. Sie sah die kleinen blauen Tische mit den weißen Stühlen und den aus alten Kaffeesäcken genähten dicken Stuhlkissen. Hell war das Café. Sie hatte alles in blau und weiß gehalten, dadurch konnte sie, auch an den grauen Tagen des Hamburger Schmuddelwetters, ein Gefühl von Leichte und Frische vermitteln. Dass das kleine Café in einem der ehemaligen Wäscherinnen-Häuschen mit strahlend weißer Fassade, Fenstern mit kleinen Butzenscheiben und einem weiß gestrichenen Gartenzaun seinen Platz gefunden hatte, machte den Urlaubseindruck perfekt. Als sie vor beinahe zwei Jahren ihre gut bezahlte Stelle in einem großen Konzern aufgegeben hatte und einen Großteil ihrer Ersparnisse in ihre Idee eines eigenen Cafés gesteckt hatte, hatten viele ihrer alten Kollegen und auch einige Freunde sie für verrückt gehalten. Aber sie war zu diesem Zeitpunkt einfach ausgebrannt gewesen. Diese ständigen politischen Spielchen im Management, zu denen man ab einer bestimmten Ebene auch greifen musste, wollte man dabei sein, lagen ihr einfach nicht. Ihr war im Umgang miteinander immer Ehrlichkeit wichtig und völlige Transparenz ihrer Handlungen im beruflichen Umfeld. Genau das war aber in ihrer alten Firma nicht gewünscht gewesen. So war auch schnell klar, dass sie für die große Karriere in diesem Unternehmen nicht geschaffen war. Menschen, die wie sie auch mal offen ihre Meinung sagten, waren dort nicht willkommen. Um so mehr genoss sie es jetzt, ihr eigener Herr zu sein. Sie machte sich nichts vor und erwartete nicht, durch dieses Café jetzt ein Leben in Wohlstand leben zu können. Der Anfang war sehr schwer gewesen, sie hatte fast rund um die Uhr gearbeitet, aber die Gewissheit, dass sie es für sich machte, hatte ihr geholfen. So hatte sie nach und nach ihre innere Ruhe wieder gefunden und genoss es, wenn sie mal nicht hinter dem Tresen stand, die Menschen, die hier ein und ausgingen, zu beobachten. Denn seit einem knappen Jahr lief der Laden sogar so gut, dass sie sich, neben einigen studentischen Aushilfen, sogar einen Vollzeitbarista leisten konnte.
Ein Duft von Nougat mit fruchtigen Noten von Erdbeere und Papaya lag in der Luft. Tomaz hatte sich erst weigern wollen, einen hellen Espresso für den Galao zu verwenden, aber schließlich grummelnd nachgegeben, als er das aus der geöffneten Packung strömende Aroma gerochen hatte. Pauline liebte Experimente, und sie wollte ihren Gästen schon beim Kaffee unterschiedliche Geschmacksrichtungen vermitteln. Dafür besuchte sie regelmäßig die kleine Rösterei in Rothenburgsort, einem Vorort von Hamburg, um immer wieder neue Espressosorten zu entdecken. Diesmal hatte sie sich einen hellen Espressoblend empfehlen lassen und war gespannt, wie er sich als ein doppelter Espresso im Galao machte.
„Nein, in dem Fall: Obrigado!“
Tomaz erläuterte Pauline jetzt zum 3. Mal, wie es sich verhielt. Sie war verwirrt, dabei hatte sie gedacht, es könne so einfach sein. Als Vorbereitung für die zweite Reise nach Madeira hatte sie nur ein paar simple Floskeln lernen wollen. Und wer hätte dafür geeigneter sein können, als der Barista ihres Cafés, der zufällig aus Porto stammte?
Schließlich hatte sie, nach Aussage ihres Mannes Ben, mit ihrer Sucht auf Galao den größten Teil der Einrichtung ihres kleinen Cafés selbst finanziert. Da sollte es jetzt auch nichts mehr ausmachen, wenn Tomaz ihr zwischendurch mal ein bisschen Portugiesischunterricht gab. Tomaz fuhr sich durch seine kurzen, an den Schläfen schon leicht angegrauten schwarzen Haare, und guckte sie aus seinen braunen Augen leicht genervt an. Wieso eigentlich genervt? Sie war doch die Chefin, da könnte er sich doch ruhig mal zusammen reißen. Aber besser jetzt keine Diskussion vom Zaun brechen, letztendlich wollte sie, dass er die nächsten 14 Tage den Laden hier ganz alleine schmiss. Und sie könnte in Ruhe auf Madeira in der Sonne liegen, schnorcheln oder auf den Levadas durch die Berge wandern, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass Zuhause eine Katastrophe passiert.
Also, wie war das noch mal? „Wenn ich mich bei dir bedanke sage ich obrigada, weil ich eine Frau bin? Oder sage ich obrigado, weil ich dich anspreche und du ein Mann bist?“
Sie saß auf dem Barhocker und hörte dem Zischen der Milch zu, die Tomaz gerade für ihren Galao wärmte. Wie immer machte er es perfekt. Keine großen Blasen, und der Schaum behielt seine cremige Konsistenz. Bei ihr im Café gab es definitiv keinen Bauschaum, wie er in den Coffee shops nur zu gerne aus immer wieder aufgeschäumter Milch entstand und aus großen Milchkannen in die Kaffeebecher der Kunden geschaufelt wurde. Was hatte das mit Kaffeegenuss und Kaffeekultur zu tun? Dies war auch der Grund, dass Pauline auf ihrer Karte ausdrücklich Galao geschrieben hatte, um sich von der Latte Macchiato Fraktion dieser Shops deutlich abzusetzen. Latte Macchiato hatte vor 15 Jahren noch etwas Besonderes gehabt, mittlerweile vermittelte er, ähnlich wie Caipirinha, mehr ein Bild der Spiessigkeit. Und was war passender bei einem portugiesisch stämmigen Barista, als Galao anzubieten?
Vielleicht sollten wir uns einfach darauf verlassen, dass die Engländer schon über 100 Jahre Madeira für sich als Urlaubsinsel entdeckt hatten und ein Großteil der Einheimischen auch Englisch spricht, kam sie in ihren Gedanken wieder auf ihr eigentliches Problem zurück. Andererseits wäre es auch schön, morgen Abend in ihrer Lieblingsbar die Ponchas* auf Portugiesisch zu bestellen. Oder sollte sie es einfach weiter versuchen und noch einen zweiten Galao trinken. Das waren ja alles notwendige Recherchen, dafür musste Ben doch Verständnis haben. Und Zeit für das Packen der Koffer blieb noch reichlich. Auch wenn sie heute Abend schon in Fuhlsbüttel den Vorabend Check-in nutzen wollten.
Langsam tauchte sie ihren Löffel in den weißen, leicht schimmernden Schaum, hob ihn zum Mund und ließ ihn dann genüsslich auf der Zunge schmelzen. Jetzt vorsichtig von der obersten Espressoschicht ein bisschen in den Milchschaum heben. Dadurch bekam der Schaum schon einen leichten Geschmack nach Erdbeere und Nougat, ließ den Espresso schon ahnen. Für sie war das Trinken eines Galaos ein sorgsames Ritual, welches Zeit und Muße brauchte und einer eigenen Choreographie gehorchte. Am Ende durfte kein Schaum mehr übrig sein, bevor sie überhaupt den ersten Schluck zu sich nahm. Nur so war der Genuss perfekt.