Schöner Morden auf der Blumeninsel – Comissário Avilas dritter Fall

Endlich geht es weiter – Comissário Avila setzt sich diesmal mit der nach der Schönheit strebenden Damenwelt auseinander und lernt, dass Schönheit manchmal über alles geht. Sogar über das Leben …

Wer schön sein will, muss leiden. Madeiras Damen sind glücklich. Endlich gibt es eine Schönheitsfarm nur für sie. Auch Leticia Avila und ihre Freundin Inês zieht es sofort in den Tempel der Schönheit. Mit Schlammpackungen, Peelings und Massagen lassen es sich die beiden gut gehen.

Dann aber machen sie die Bekanntschaft der unangenehmen Journalistin Sofia Lima, die auf den Spuren Kaiserin Sisis die Insel und das Personal der Schönheitsfarm in Unruhe versetzt.
Comissário Avila passt derweil auf seine kleine Tochter auf und denkt darüber nach, seine Arbeit im Polizeipräsidium zugunsten seiner Familie zu reduzieren.
Doch als ein paar Tage später die abgetrennte Hand der Journalistin und kurz danach ihre Leiche auf dem Gelände eines ehemaligen Nonnenklosters gefunden wird, muss er sich entscheiden: Will er weiter den Hausmann geben oder sein Team rund um Subcomissário Vasconcellos unterstützen – vor allem, da Avila den Hauptverdächtigen besser kennt, als ihm lieb ist.

Ein kleiner Auszug gefällig?

Lest hier den Prolog von »Madeiraschweigen«

Mit einem gurgelnden zornigen Plätschern brach sich das klare Wasser an dem Unrat, der es auf seinem üblichen Weg hinderte. Auf der Suche nach einem neuen Bett hinunter ins Tal sickerte das kühle Nass der Levada in den Boden.

»Krxxxx.«

Die Spitze der gebogenen kleinen Harke kratzte über den unebenen Stein des Wasserkanals. José verursachte dieses Geräusch ein unangenehmes Kribbeln auf der Kopfhaut.

Merda, Mist. Warum tue ich das hier eigentlich? Wo sind diese verdammten Levaderos? Wieso mache ich hier ihre Arbeit?, schimpfte er vor sich hin. Er griff in seine Hosentasche, um sein telemóvel, sein Mobiltelefon, herauszuholen. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Bolas, oh nein. Das Ding liegt immer noch zu Hause auf dem Nachttisch. Wie oft will ich heute noch darauf reinfallen?

Ich hätte im Bett bleiben sollen, wünschte er sich, um sich gleich darauf zu korrigieren. Nein, doch besser nicht, denn zu Hause war auch seine Frau und der wollte er im Moment lieber nicht begegnen. Sie hatte ihm heute Morgen eine Riesenszene gemacht, weil er am Abend davor mal wieder mit den Jungs in der Bar Camarão ein paar Poncha zu viel gehabt hatte. Wieso konnte sie ihm nicht den kleinsten Spaß gönnen? Sie hatte ja keine Ahnung, wie stressig seine Tage waren.

Von morgens bis abends war er unterwegs, um dafür zu sorgen, dass die Bauern in Camacha und Umgebung ihr Wasserstündchen bekamen. Gerade in diesem Sommer, in dem die heißen Winde der Sahara viel früher als sonst eingesetzt hatten, hing alles von seiner Arbeit ab. Und jetzt das hier. Als er heute Morgen von Palheiro Ferreiro zur Levada dos Tornos lief, hatte er schon geahnt, dass etwas nicht in Ordnung war. Die Levada war komplett trockengefallen. Sofort hatte er zu seinem telemóvel greifen wollen, nur um festzustellen, dass es nicht in seiner Hosentasche steckte. Fluchend machte er sich an den Aufstieg in Richtung Pico Alpires. Wenn er Glück hatte, hatte einer der Bauern schon das fehlende Wasser bemerkt und Pascoal, den Vorarbeiter der Levaderos, angerufen. Aber wahrscheinlich klingelte gerade bei ihm zu Hause sein Telefon Sturm und sein Weib würde heute Abend noch mehr Grund für schlechte Laune haben. Er folgte der Levada um eine Biegung und sah schon von Weitem Senhora Baroso auf sich zu humpeln. Die alte Frau hatte an der Levada eine Parzelle gepachtet, um mit Salat und anderem Gemüse ihre kleine Rente aufzubessern.

»Engenheiro, ich habe schon versucht, Sie zu erreichen! Meu deus, mein Gott, es ist eine Katastrophe, das Wasser ist weg!« Sie deutete auf ihr Feld. »Sehen Sie, wie welk mein Salat aussieht? Wenn er heute nichts zu trinken bekommt, habe ich nichts, was ich am Freitag auf dem Mercado dos Lavradores in Funchal verkaufen kann.« Sie schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen an, als ob er schuld an der leeren Levada war.

»Senhora Baroso, ich werde gleich nach dem Rechten sehen! Es wird irgendwo Steinschlag gegeben haben und die Levada weiter oberhalb verstopft haben. Haben Sie vielleicht schon versucht, Pascoal zu erreichen?«, setzte er nach.

»Aber Sie haben uns doch gesagt, wir sollen Sie anrufen, wenn das Wasser nicht kommt, Engenheiro«, erwiderte die Alte. »Gilt das jetzt etwa nicht mehr?«

»Desculpe, Entschuldigung. Sie haben alles richtig gemacht. Ich versichere Ihnen, Sie bekommen Ihr Wasser.« Mit einem kurzen Kopfnicken verabschiedete er sich und stapfte leise vor sich hin schimpfend die Levada hoch.

Senhora Baroso blieb nicht die Einzige, die ihm an diesem Morgen Vorwürfe machte. Sein Weg entlang der Levada glich einem Spießrutenlauf vorbei an den wartenden Bauern. Erleichtert atmete er auf, als der Lauf der Levada die Felder verließ und durch ein Stück Lorbeerwald emporstieg. Immer noch war kein Wasser in dem kleinen Kanal. Die Ursache musste weiter oben liegen. Demnächst musste die Abzweigung der Levada da Serra do Faial kommen. Ob sie auch betroffen war? Er ging um die nächste Biegung, vorbei an einem blühenden roten Fingerhut, für dessen Schönheit er aber heute keinen Blick übrig hatte. Da sah er es. Es war kurz hinter der Gabelung. Vor dem Gitter, das Zweige und Blätter abfangen sollte und so den Levaderos die Arbeit erleichterte, hatte sich ein größerer Haufen gebildet. Die Levada hatte sich davor so aufgestaut, dass sie bereits über ihr etwa achtzig Zentimeter tiefes Bett floss. Vorsichtig beugte er sich über den Wasserlauf, um das Geröll näher in Augenschein zu nehmen. Es half nichts, er musste versuchen, mit seinen Mitteln das Hindernis zu beseitigen. Wenn er jetzt loszog, um Pascoal zu erreichen, würde zu viel Zeit vergehen und die aufgebrachten Bauern am Ende noch seinen Chef anrufen. Fluchend zog er seine Schuhe aus, krempelte die Hose hoch und stieg in den gestauten Teil der Levada. Caramba, verdammt, das Wasser ist scheißkalt. Er zog die aus einer Zinke bestehende gebogene Harke aus seinem Hosenbund, mit der er normalerweise die kleinen Steine an den Abzweigungen der Levada zu den Feldern forträumte, um die Bewässerung zu regulieren. Etwas Besseres hatte er nicht. Mit dem Zinken pulte er abgestorbene Äste und abgeknickte Farnzweige aus dem Geröll. Das tote Holz und die Zweige warf er im hohen Bogen in Richtung der Lorbeerbäume. Immer noch machte das Wasser keine Anstalten, auf der anderen Seite durch das Gitter zu fließen. Wieder bohrte er die Harke in das Geröll und etwas Größeres löste sich. Das musste der Übeltäter sein. Er griff ins Wasser. Seine Hände umschlossen etwas Weiches, was sich irgendwie klebrig anfühlte. Que diabo …? Was zum Teufel? Fassungslos starrte er auf den Gegenstand, den er eben herausgeholt hatte: eine Hand mit abgeplatztem Nagellack. An der Stelle, an der einmal ein weiblicher Arm gewesen war, war nur noch ein ausgefranster Stummel. Mit einem Schrei ließ er die Hand wieder in die aufgestaute Levada fallen. Platschend tauchte sie in das klare, kalte Wasser ein.

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Oder ihr wollt wissen, wie die Geschichte von Comissário Avila und seiner Familie begann? Dann seht euch »Madeiragrab«, Comissário Avilas erstes Abenteuer an.
Ihr könnt auch Avila und seine kleine Familie, inclusive Schwiegervater, auf ein stürmisches Wochenende im »Madeirasturm« in einem abgelegenen Berghotel begleiten.