Was tue ich nicht alles für eine gründliche Recherche? Für meinen neuen Ostseekrimi musste es diesmal ein Spaziergang am Grunde der Ostsee sein.
An einem Samstagmorgen machte ich mich mit einem leicht mulmigen Gefühl und wenig Schlaf auf den Weg in Richtung Ostsee.
Ein quirliges Seebad als optimale Mordkulisse?
Zunächst hieß es dann mit anderen Tauchern von Volkers Truppe das Gerödel in die Seebadeanstalt zu schaffen. Dieses Mal war besonders viel los: Der Verein des Seebades hatte zum Großputztag gerufen und überall wimmelte es von Leuten. Sofort ging der Gedanke in meinem Kopf herum: “Wäre das nicht der optimale Zeitpunkt, um in dem Gewusel jemanden umzubringen? Einfach mal schnell ein Kontaktgift applizieren?” Notiz an mich: unbedingt nochmal für den Plot prüfen, ob es nicht einen Großputztag geben sollte!
Schließlich kehrte etwas Ruhe ein. Der untere Teil der Seebrücke war bestückt mit Helmtauch- und Tauchutensilien.
Im Anschluss erklärte Volker den Anfängern die wichtigsten Einzelheiten.
Mir schwirrte der Kopf. Ob ich mir auch alles gemerkt hatte, oder würde ich wie ein Michelinmännchen an der Oberfläche treiben, weil ich das mit dem Luft-ablassen nicht hinbekam?
Freiwillige für den ersten Helmtauchgang gesucht
Nach der Einführung folgte die Frage: “Und wer möchte jetzt den ersten Helmtauchgang machen?” Fast schon zu meiner eigenen Überraschung schnellte mein Finger in die Höhe. Irgendwo trieb mich der Gedanke, dass ich nicht lange nachdenken sollte, um nicht am Ende einen Rückzieher zu machen. Nachdem ich mich in äußerst schicke Unterziehzeug geschmissen hatte, bekam ich zur Ergänzung meines Outfits noch Sexy Stockings.
Mehr zu den Stockings und ihre Wirkung auf die Herrenwelt könnt ihr demnächst in meinem neuen Krimi nachlesen :-).
Jetzt folgte die harte Arbeit: Mit Hilfe der bewährten Vier Mann – Vier Ecken Technik wurde mir der Anzug mit vereinten Kräften über den Körper gezogen.
Danach folgte der Gürtel, der – jipeeh – aufs letzte Loch musste! Passend zum Outfit gab es die eleganten Schühchen und mit etwas Spüli schlüpften schließlich auch die Hände durch die Handmanschetten.
Langsam wird es ernst
Als nächstes folgte dann der Kragen und der Helm. Jetzt war mein Gesichtsfeld schon extrem eingeschränkt und leichtes Unbehagen, nicht nur wegen des Gewichtes der Ausrüstung, machte sich breit.
In mir kam der Gedanke auf, dass es langsam ernst wurde. So fragte ich dann doch, ob der Sicherungstaucher denn schon bereit stünde. Wie immer hatten Volker und seine Freunde alles fest im Griff und Michael als Sicherungstaucher war schon längst im Wasser. Mein Herzschlag verlangsamte sich wieder.
Dann folgten die Gewichte für vorne und hinten und damit trug ich zusätzlich fast mein gesamtes Körpergewicht. Ich dachte, ich falle gleich um, so schwer war es. Da half auch die Bemerkung: “Unter Wasser merkst du es gar nicht mehr”, nicht. Schließlich wurde die Sichtscheibe in den Helm eingesetzt und festgeschraubt. Gottseidank bin ich nicht klaustrophobisch, aber dennoch war da dieses Gefühl, dass ich jetzt komplett abhängig von dem Wissen und Können der anderen war.
Ray stützte mich dann auf einem endlos scheinenden Weg zu den Stufen, die mich in die Ostsee führen sollten. Eine weitere freundliche Hand öffnete an der Seite des Helms das Ventil, bis ich selbst den Rhythmus raus hatte und durch Betätigen des Ventils im Inneren des Helmes die Luft abließ.
Der nächste kleine Schrecken war dann, dass ich mich noch einmal drehen sollte, um rückwärts die Stufen herunterzugehen. Kurz fragte ich mich, was wohl passieren würde, wenn ich jetzt die Stufen einfach runterfalle? Oder mit dem Gesicht nach vorne auf der Treppe lande?
Am Grunde der Ostsee
Aber eine Krimiautorin ist lernfähig und schließlich war ich komplett unter Wasser. Wenn ich nicht schon in der Ostsee geschnorchelt hätte, wäre ich spätestens jetzt über die Sicht enttäuscht gewesen. Viele Sedimente, grünlich-graues Wasser – trotz Sonne – und keine Fische. Aber ich hatte es geschafft. Mein erster Helmtauchgang. Volkers Stimme klang knarzend durch die Leitung, als er mir versicherte, dass ich das alles ganz toll machen würde, wie ein alter Hase. Aber meine Bewegungen unter Wasser glichen wohl doch eher der einer Schildkröte.
Nehmt mir bitte das Gewicht ab!
Die Autorenschildkröte hielt es daher auch nicht allzu lange unter Wasser aus und beschloß wieder Richtung Einstieg zu gehen. Anhand der Versorgungsschleuche und mit Volkers Hinweisen war die erste Stufe der Treppe heraus aus der Ostsee schnell gefunden. Aber dann: Die erste Stufe war gefühlt 5 m über mir und als ich das Bein hob, erwartete ich, gleich auf dem Rücken zu liegen. Mit jeder Stufe wurde das Gewicht größer und ich gefühlt immer kleiner. Kurz überlegte ich, ob ich nicht in den Vierfüsslergang umsteigen sollte, aber das ließ der Anzug nicht zu. Über mir tauchte endlich Ray auf, aber es dauerte noch eine gefühlte Ewigkeit, bis ich Stück für Stück von dem Gewicht erlöst wurde.
Meine Erleichterung, als endlich der Helm ab war, könnt ihr sicher deutlich in meinem Gesicht ablesen.
Mein Fazit
Es war eine spannende Erfahrung, die ich nicht missen möchte und Interessierten nur empfehlen kann! Es ist wirklich beeindruckend, wie diese historische Technik funktioniert. Aber mit Blick auf meine geschundenen Schultern, denn jemand hatte den “Mädchenkragen” vergessen 😉 , denke ich nicht, dass ich es jetzt häufiger machen werde.
Nun kann ich die Helmtauchszenen in meinem neuen Ostseekrimi aus erster Hand schreiben und genau das war das Ziel.
Vielen Dank an Volker, Ray und Michael für die liebevolle Unterstützung eines Neulings und an Carsten für die großartigen Fotos.
Wer mehr über die technischen Hintergründe zum Helmtauchen erfahren will, der sollte einmal Volkers Seite besuchen: www.lekies.de
Und wer von euch jetzt Lust auf Carstens tolle Fotos bekommen hat, der schaue einmal bei: www.cannontaler-photography.com
Wie geht es weiter?
Die Erlebnisse fließen jetzt in meinen neuen Ostsee Krimi ein! Seid euch gewiss, dass ihr einen Teil meines Unterwasserabenteuers dort hautnah miterleben könnt. Vielleicht weichen die Abenteuer meiner neuen Protagonistin ganz leicht von meinem tatsächlichen Helmtauchgang ab, aber das ist natürlich der Spannung geschuldet.
Am Freitag, den 13. September 2024, entdeckt mein neues Buchbaby die Welt.
Hi Joyce,
mutiges Rechercheabenteuer – es macht Spaß zu sehen, wie intensiv du dir deinen neuen Themen näherst und neue Wege suchst – weiter so😀
Beste Grüße
Volker
Vielen Dank! War ein großartiges Erlebnis. Im Herbst kommt dann wohl Bogenschießen 😀