Was tue ich nicht alles für eine gründliche Recherche? Für meinen neuen Ostseekrimi musste es diesmal ein Spaziergang am Grunde der Ostsee sein.
An einem Samstagmorgen machte ich mich mit einem leicht mulmigen Gefühl und wenig Schlaf auf den Weg in Richtung Ostsee.
Ein quirliges Seebad als optimale Mordkulisse?
Zunächst hieß es dann mit anderen Tauchern von Volkers Truppe das Gerödel in die Seebadeanstalt zu schaffen. Dieses Mal war besonders viel los: Der Verein des Seebades hatte zum Großputztag gerufen und überall wimmelte es von Leuten. Sofort ging der Gedanke in meinem Kopf herum: “Wäre das nicht der optimale Zeitpunkt, um in dem Gewusel jemanden umzubringen? Einfach mal schnell ein Kontaktgift applizieren?” Notiz an mich: unbedingt nochmal für den Plot prüfen, ob es nicht einen Großputztag geben sollte! Schließlich kehrte etwas Ruhe ein. Der untere Teil der Seebrücke war bestückt mit Helmtauch- und Tauchutensilien.
Im Anschluss erklärte Volker den Anfängern die wichtigsten Einzelheiten. Mir schwirrte der Kopf. Ob ich mir auch alles gemerkt hatte, oder würde ich wie ein Michelinmännchen an der Oberfläche treiben, weil ich das mit dem Luft-ablassen nicht hinbekam?
Mit Dave Cobbler auf Inspirationstour im alten Wasserturm in der Schanze. Spannender kann ein Tag kaum beginnen …
Langsam gleiten wir die Rollbahn in das Herz des Turmes empor. Blaue Lichter wabern über die Wände, Wasser plätschert, hier und da ertönt ein Schiffshorn … Heute fragte mich Dave, ob ich mit zu einer gemeinsamen Ortsbegehung im Hotel am Wasserturm kommen möchte. Eine willkommene Abwechslung in meinem Schreiballtag. Wieso also nicht? Wir beide wollen uns von den alten Gemäuern und dem Kontrast des hier untergebrachten Hotels für neue Geschichten inspirieren lassen.
An den aufragenden Backsteinmauern lässt sich noch der Stand des Wassers im alten Wasserturm erahnen. Dave und mir würde das Wasser jetzt buchstäblich bis zum Halse stehen … Wir folgen unserer Begleiterin in Richtung des Colosseo. Nein, nicht bis nach Rom, nur ein paar Ecken weiter. Wuchtige Stufen im alten Fundament erheben sich vor uns, schmale Gänge unter Bögen tun sich auf und gleich fängt es bei mir im Kopf an zu rattern. Ein Ort für einen Hamburger Fall meines portugiesischen Ermittlerteams?
Ich stutze. Da war doch was? Hat eben mein Comissário Avila den gläsernen Fahrstuhl betreten, um sich die wenigen Stufen in Richtung der »Cave Bar« zu ersparen? Das wäre ja mal wieder typisch, dass ich ihn beim Probieren der vielen unterschiedlichen Whiskeys treffe … Oder sitzt er noch mit Leticia beim Brunch? Ich muss gleich einmal nachschauen. Nein, er ist mir wieder entwischt. Ist Avila vor der neugierigen Autorin geflohen und geht mit Urso draußen Gassi? Oder war das der Täter, der hier schon in einem der vielen Gänge lauert? Vielleicht steckt dieser mit der Reinigungskraft unter einer Decke, die gerade den Boden wischt? Ich sollte gleich meinen schicken Subcomissário auf sie ansetzen, damit er etwas herausfindet.
Aber nein, Vasconcellos wird wahrscheinlich gerade einen Bummel durch das Schanzenviertel machen oder sich auf einem Lauf rund um die Alster befinden. Oder ist er doch oben im Wasserturm bei einem Stelldichein mit einer neuen Bekannten?
Am Ende gebe ich es auf, Avila und die Seinen zu suchen. Zu gut haben sie sich versteckt. Aber ich bin mir sicher, dass ich sie in einem der nächsten Bücher auf einen Hamburger Fall hierher und an andere spannende Orte der Stadt begleiten darf, sobald Leticia ihren reisemuffligen Mann davon überzeugen konnte. Oder wird Vasconcellos alleine kommen und seine neue Flamme besuchen?
Wir nehmen Abschied von dem alten Wasserturm. Noch einmal vielen Dank an Frau Schareina vom Mövenpick Team, die sich die Zeit genommen hat, uns herumzuführen und uns so diesen Inspirationsschub gegeben hat! Am Ende waren wir alle drei so in den möglichen Geschichten gefangen, dass auch bei ihr die Inspiration für kriminelle und fantastische Verwicklungen nur so sprudelte …
Bald werden sich Daves und meine Figuren in dem alten Wasserturm mit seinen geheimnisvollen Gängen und verwinkelten Wegen tummeln …
Ernste Themen machen den Schreiballtag für Südafrika düsterer
Liegt es an der derzeitigen politischen Lage und der sich fast täglich verschärfenden Wasserknappheit in Südafrika? Auf jeden Fall ist dieser Krimi düsterer als seine Vorgänger. Dazu passt es auch, dass er in den grauen Wintermonaten von Hamburg entstanden ist, auch wenn er Hitze und Trockenheit zum Thema hat.
Alltag der Streetgangs in den Townships
Von Südafrika schreiben heißt, sich mit der Problematik in den Townships auseinanderzusetzen. Viele Touristen, die jährlich ans Kap der Guten Hoffnung reisen, sehen die schönen Seiten von Kapstadt mit seiner Waterfront. Sie streifen durch die Winelands und schauen sich die putzigen Pinguine in Simon`s Town an. Alles Dinge, die ich auch getan und genossen habe.
Wie sieht denn so der Schreiballtag eines Autors aus? Schön wäre es, wenn es immer so aussehen würde.
Aber auch sonst ist es sehr abwechslungsreich… Hier ein kleiner Einblick, womit ich mich gerade beschäftige.
Wie es sich für eine Autorin gehört, sollte auch viel Zeit für eine genaue Recherche verwendet werden.
Schnell, schneller am schnellsten…
So schaue ich mir die letzten Tage etwa Filme über schnell fahrende Autos an…
Klingt komisch? Dachte ich auch, vor allem, weil ich mein kleines blaues Auto am liebsten zu Hause stehen lasse und mich zu Fuß, per Öffis oder per Fahrrad vorwärts bewege.
Dabei kamen natürlich auch die Schauplätze der Bücher, Madeira und Malta und vieles mehr zur Sprache. Wie etwa die Wirkung von Ponchas, Spaziergänge in Funchal und die Vor- und Nachteile des Selfpublishing. Oder mein Erlebnis mit den beiden Schwestern in der Bar Rodrigues in Canico.
Hintergründe und Ausblick auf den dritten Krimi
Und vielleicht konnte mir Henri ja neben Hintergründen zu “Malteser Morde” und “Mord auf der Levada” auch entlocken, wohin es Pauline in ihrem nächsten Abenteuer verschlagen wird…